Im Juli traf Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies am Lappwaldsee Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu einem Arbeitsfrühstück. Teils im pferdegezogenen Planwagen, teils auf Drahteseln, fuhr die 50-köpfige Delegation zum Aussichtspunkt Petersberg.
Mit Aussicht auf den See kamen bei schönstem Sonnenschein, Brötchen, Brezeln und Kaffee auch unangenehme Themen zur Sprache. Die Erstellung der Antragsunterlagen für das Planfeststellungsverfahren zieht sich in die Länge. "Dies wird wohl noch bis Mitte 2024 dauern", konstatierte Henning Konrad Otto, Geschäftsführer des Planungsverbandes Lappwaldsee. Erst im Zuge des Planfeststellungsverfahrens wird auch die Höhe des endgültigen Wasserspiegels festgelegt. Bis über diesen für alle Planungen ganz entscheidenden Punkt Klarheit herscht, dürften also noch zwei bis drei Jahre ins Land gehen, so die Schätzung Ottos.
Ursache der Verzögerungen sind laut Otto "neue Anforderungen und Aufgabenstellungen" seitens des Landesbergamtes Clausthal-Zellerfeld. Am Lappwaldsee ging der Minister nicht auf die geäußerte Kritik ein. Stattdessen zollte Lies den Beteiligten Respekt für die Entwicklung und das gemeinsame engagierte Vorantreiben touristischer Projekte rund um das landesgrenzenübergreifende Gewässer. "Dafür braucht es Mut und Zuversicht. Dass die Ausgangssituation manchmal nicht leicht ist, wissen wir selbst“, so Olaf Lies.
Auch die Pläne, das Helmstedter Revier zu einer Landschaft zu entwickeln, in der - durchaus tourismusverträglich - Energie aus erneuerbaren Quellen anstatt aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird, brachten die Helmstedter zur Sprache. "Wind und Sonne sind eine Riesenperspektive, gerade für ein derart großes Gebiet, wie es hier vorhanden ist", gab Lies Feedback.
Mit dem Ansteigen des Wasserspiegels wachse auch die Zahl kreativer Ideen und Vorschläge für die künftige Nutzung des Freizeitareals Lappwaldsee, merkte Wittich Schobert an. Der Bürgermeister der Stadt Helmstedt und Vorsitzende des Planungsverbands Lappwaldsee nannte als Beispiel die Vision, die ehemalige DDR-Grenzlinie unter Wasser mit einem gläsernen Tunnel nachzuzeichnen. Doch damit nicht genug. Schobert hat auch schon einen Plan, wie er gemeinsam mit Minister Lies die Eröffnung des Lappwaldsees begehen will. Mehr dazu im Bericht der Helmstedter Nachrichten, der hier heruntergeladen werden kann.
An einem Relikt des Tagebaus kann gut nachvollzogen werden, wie schnell der Wasserstand des Lappwaldsees steigt. Es handelt sich dabei um einen Förderbandträger, der im Bereich des ehemaligen Grenzkohlepfeilers am Uferbereich in Harbke hinterlassen wurde.
Bilder, die der stellvertretende Verbandsvorsitzende und Bürgermeister von Harbke, Werner Müller, vor Ort gemacht hat, belegen die Veränderungen. So ist am Tagebaurelikt der Anstieg des Wassers von April bis Juli 2023 deutlich zu erkennen. In etwa einem Jahr, so Müllers Prognose, wird das Stahlbauteil komplett im See verschwunden sein. Es soll später als Ziel für Taucher dienen.
Während des FLÖZerfestes im Frühjahr 2022 lag das Tagebaurelikt noch einige Meter vom Seeufer entfernt und war einer der Anziehungspunkte auf der Hauptfestwiese. Nun zeigt sich deutlich, was die Verantwortlichen bereits 2022 vorhergesagt hatten: Das FLÖZerfest 2022 war definitiv die letzte Veranstaltung, die auf dieser Wiese stattfinden konnte.
Vertreter der beiden Bergbauträger, Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH und Helmstedter Revier GmbH, hattenen einen ehemaligen Kohle-Förderbandträger als bergbautypisches Monument vor einigen Jahren auf einer Fläche des ehemaligen Tagebaus abgelegt.
Einmal jährlich wird der aktuelle Wasserstand des Lappwaldsees veröffentlicht. Im Jahr 2023 wurde die Höhe des Wasserspiegels am 1. März gemessen. An diesem Tag belief sich der Wert auf 86,76 Meter über Normalnull. Damit ist der Wasserspiegel seit Februar 2022 um etwa 1,5 Meter angestiegen.